BERGHIA STEPHANIAE
ZUCHT VON PRIVAT

DIE GLASROSE

Einführung

# Die Plagegeister

Obwohl Aiptasia übersetzt "schön" bedeutet, sind sie invasive und aggressive Anemonen. Unkontrolliert dauert es kein Jahr und sie übernehmen Großteile, wenn nicht sogar das komplette Becken. Bei Störung stoßen sie weiße Fäden aus. Diese so genannten „Nematozysten“ sind gefährlich und giftig. Sie sind in der Lage das Gewebe umliegender Korallen durch Vernesselung zu zerstören und es können sogar (eher selten) niedere Krustentiere, Schnecken und Fische dadurch getötet werden. Auch sind größere Glasrosen durchaus in der Lage auch mal den ein oder anderen Fisch zu verspeisen.

Daher ist es gut die Glasrosen im Auge zu behalten.


# Die Vermehrung

Asexuelle Vermehrung findet durch Zellteilung statt. Das bedeutet dass sich innerhalb ein bis zwei Wochen aus kleinen Zellresten lebensfähige Mini-Glasrosen bilden. Das können, wenige oder auch ein paar Dutzend Tiere sein. Dabei ist es fast egal ob sie sich selber teilte (beim Wandern lässt sie kleine Stückchen ihres Fußes zurück) oder durch mechanische Verletzung von außen geteilt wurde.Manche lösen sich und treiben durchs Wasser um an einem neuen Ort sesshaft zu werden, andere bleiben direkt an ihrem Klon- bzw. Geburtsort. Da sich die Klone untereinander nicht vernesseln können ist diese Art der Reproduktion sehr erfolgreich und kann große Gruppen hervorbringen. Teilweise reicht eine einzige Zelle (!) um ein neues Tier hervorzubringen. Daher wird von mechanischer Entfernung dringend abgeraten! Erhöhte asexuelle Vermehrung liegt bei extremen Belastungen vor. Dazu gehören z.B. Licht- & Strömungsmangel, plötzliche Temperaturunterschiede, Sauerstoffmangel sowie Verletzungen der Glasrose.


# Sexuelle Fortpflanzung

Es soll zwei Arten der sexuellen Fortpflanzung von Aiptasien geben. Die eine beruht auf „normaler“ Vermehrung wobei die Glasrosen entweder männlich oder weiblich sind und ihre Eier und Spermien ins Wasser abgeben wo dann die Befruchtung stattfindet. Die andere beruht darauf das Spermien ans Wasser abgegeben werden die wiederum Eier im Leib der weiblichen Glasrose (dem Coelenteron) befruchten und nach dem Schlupf auch dort von ihrer „Mutter“ ernährt werden. Bei guten Bedingungen oder bei Verletzungen der „Mutter“ werden sie ans Wasser abgegeben um sich an einem neuem Lebensraum niederzulassen.Da verwundert es nicht dass sie recht schnell gefährlich werden können.


# Abhilfe und Bekämpfung

Chemie
Chemische Mittel können gut helfen oder auch die Plage erst hervorrufen. Dazu haben sie oft Einfluss auf die Wasserwerte (pH und KH) oder können durch Giftstoffe anderen Tieren eine Gefahr sein. Der Zustand verschlimmert sich wenn der Vermehrungsreflex der Glasrose angeregt wird und sie kurz vor Ihrem Tod nochmal Eier ablässt. Eine weg – hundert neue kommen…​
Dennoch haben auch die chemischen Keulen ihr Berechtigung. Ich habe z.B. die Erfahrung gemacht das Große und/oder auf dem Riff sitzende Glasrosen von den Schnecken ungern angegangen werden. Daher rate ich immer dazu alles was direkt unter dem Licht sitzt oder sehr groß ist parallel noch wegzuspritzen.

Fressfeinde
Garnelen und Tangfeilenfische sowie Pinzettfisch oder der Falterfisch Chaetododon Kleinii sind wohl die meist angepriesenen Fressfeinde. Das kann super klappen, es kann aber auch sein das diese Tiere nicht an die Glasrosen gehen oder (noch schlimmer) sich an den erwünschten Blumentieren gütlich tun. So sind besonders LPS sehr gefährdet mal angeknabbert zu werden. Vor kurzem hatte ich jemanden in meiner Nähe der einen Kleinii sehr stolz präsentierte. 48 Std. später stand er zum Verkauf da er die geliebten Röhrenwürmer gefunden hatte... Von der Euphyllia und der Bartkoralle will ich gar nicht erst berichten.
Daher sollte jeder für sich genau abwägen was er für sinnvoll erachtet, bzw. ob es besatztechnisch zueinander passt. Garnelen gehen bei jeder Aquariumgröße, Tangfeilenfisch ab minimum 250-300l und der Pinzettfisch braucht schon rund 1000l. Er ist aber sehr heikel, oft schwer einzugewöhnen und stirbt nicht selten nach ein paar Tagen. Dabei ist es es aber nie garantiert (gerade wenn auch genügend andere Nahrung vorhanden ist), dass die Fressfeinde überhaupt Aiptasien fressen. Erfolge und Misserfolge liest man bei kurzer Google-Recherche zu Hauf.

Die Grundnahrung dieser Tiere sind jedenfalls nicht die Glasrosen.

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# Berghia-Einsatz

Die Berghia ist im Grunde der einzige natürliche Feind der sich ausschließlich von Glasrosen ernährt. Sie bleibt oft unbemerkt im Aquarium da sie sehr klein ist, sich überall verstecken kann und überaus nachtaktiv ist. Sie schädigt kein weiteres Tier und beeinflusst keinesfalls die Wasserqualität. Auch nicht wenn sie im Aquarium sterben sollten. Sie ist in der Lage jede Glasrose zu vernichten (vorausgesetzt es sind ausreichend Berghias im Becken vorhanden). Auch an Stellen wo andere Fressfeinde oder der Mensch so nicht herankommen. Dieses tut sie sehr effektiv und von Geburt an.
Die Berghia ist in der Lage jede Glasrose über ihre Sinnesorgane (Rhinophore) zu orten und zu vernichten. Beim Fressen geht sie in einer derzeit noch unerforschten Art vor, so dass die Glasrose ihre Giftzellen nicht übermäßig ausstößt. So wird die Aiptasia recht schnell und ungefährlich verzehrt.
Sobald eine Berghia eine Glasrose gefunden hat, kommen die anderen innerhalb kurzer Zeit dazu. Irgendwie muss da ein Botenstoff sein, den eine fressende Schnecke abgibt, da sich die anderen relativ schnell auf die Hinterbeine stellen und ihre Fühler kreisend emporstrecken. Dieses Verhalten ist sehr interessant zu beobachten und löste so bei mir die Faszination für diese kleinen, liebenswerten Schneckchen aus. Das Sozialverhalten (ich nenne es Rudelverhalten) scheint im allgemeinen sehr ausgeprägt bei Schnecken zu sein. Auch die Tectus, Conomurex und weitere Arten sitzen gerne eng beieinander.